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Schwäbische Zeitung vom 16.11.2009

Bundesverdienstkreuz

Jürgen Mack wird ausgezeichnet

FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Jürgen Mack, Mitbegründer der Theatertage und langjähriger Vorsitzender des Trägervereins, bekommt das Bundesverdienstkreuz. Ministerpräsident Oettinger verleiht ihm die Auszeichnung, die Macks Verdienste um die Theatertage am See würdigt, am 5. Dezember im Neuen Schloss Stuttgart.

Der 58-jährige, gebürtige Tübinger war von 1975 bis 1994 Lehrer an der Bodensee-Schule und wechselte dann an die Hauptschule Horgenzell. Seit einiger Zeit ist Jürgen Mack „nur“ noch Seminarschulrat am Seminar Meckenbeuren und spielt nebenbei eine gewichtige Rolle in Organisation und Gestaltung der Theatertage am See, die jährlich an der Bodensee-Schule über die Bühne gehen. 1984 gingen die ersten Theatertage an den Start, damals noch organisiert vom seinerzeitigen Jugendreferenten der Stadt Friedrichshafen, Claudius Beck. Dieser holte Jürgen Mack mit ins Boot und gemeinsam stemmten sie die nächsten Theatertage, die 1986 an der Bodensee-Schule stattfanden, wobei Mack auch bei etlichen Theatergruppen Regie führte. 1987 kam ein Kursprogramm hinzu, und das Amateurtheaterfestival legte fortan stetig an Umfang zu. Bereits 1989 hat die Landesregierung Jürgen Mack und Claudius Beck mit dem Preis „vorbildliche kommunale Bürgeraktion“ ausgezeichnet.1993 wurde ein Trägerverein gegründet, dessen Vorsitzender Jürgen Mack seither ist. In dieser Funktion hat er Jahr für Jahr nicht nur für die Finanzierung des Festivals, sondern auch für ständig neue Ideen und Impulse gesorgt. Als Seminarleiter am Seminar für Didaktik und Lehrerbildung GHS in Meckenbeuren gründete Mack eine theaterpädagogische Ausbildung, die in ihrer Form einzigartig in Deutschland ist und ebenfalls unter Trägerschaft des Fördervereins Theatertage am See stattfindet.



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Südkurier vom 04.07.2009

Mit Pina Bausch auf Abenteuerfahrt

Immer in Aktion: Die Referendarinnen und Referendare setzten die Sage der Argonauten fesselnd um.
Foto: Bib

Eine Schiffsreise von 1000 Seemeilen, von Volos (Griechenland) nach Poti (Georgien) und zurück, bei subtropischen Temperaturen. Diese Reise unternahmen in mythischer Zeit die Argonauten; die Städte hießen damals Iolkos und Kolchis. Diese Geschichte haben Jürgen Mack, Nicole Pengler und Pia André (Tanz) zum Projekt des Theaterpädagogischen Ausbildungskurses gemacht. War diese Adaption schon ein respektabler Haufen Arbeit, so gelang die Umsetzung am „Gleis 1“ in Meckenbeuren atemberaubend.

Der vom jüngeren Bruder verdrängte Königssohn Iason kehrt zurück und fordert das ihm zustehende Königtum. Arglistig schickt ihn der Vater auf eine Bewährungsprobe: Er soll das Goldene Vlies weit hinten am Kaukasus holen. Die Dardanellen (damals: Hellespont) zu durchfahren, war allerdings noch keinem Schiff gelungen. Arglos sammelt Iason die glänzendsten Mannen um sich und besteigt die Argo, von Athene erbaut. Hera und Aphrodite gewähren ebenfalls göttlichen Beistand. Die Meerenge wird bezwungen, alle Prüfungen bestanden, zuletzt mit Medeas Hilfe das Widderfell errungen. Mit Medea samt zwei Freundinnen an Bord kehren sie zurück. Das ungute Ende mit der Flucht nach Korinth und Medeas eigentlicher Tragik wird am Ende nur als Ausblick gegeben.

In welch kurzer Probenzeit die knapp 20 Referendarinnen und Referendare den Entwurf zum Drama umgewandelt haben, ist nicht zu glauben. Denn von der ersten bis zur letzten Sekunde war jeder einzelne Akteur in Hochspannung präsent.

Sie brachten ein nicht textlastiges Bewegungstheater – Tanztheater, das in betrüblicher Aktualität durchaus an die soeben gestorbene Pina Bausch erinnerte. Womöglich noch besser als bisher gewohnt arbeiteten Dramaturgie und Choreographie Hand in Hand und durch die überdurchschnittlich engagierten und begabten Darsteller gelang ein Bühnenwerk aus einem Guss. Auch Licht und Ton fügten sich perfekt in dieses Gesamtkunstwerk.

Kein Zuschauer wagte einen Szenenapplaus, sooft er auch angebracht gewesen wäre. Zu eindrucksvoll war die ständige Spannung im Saal, in dessen Zentrum Zimmermann Max Abels einen mächtigen Schiffsrumpf mit symbolischer Takelage aufgebaut hatte.

Noch während die letzten Besucher sich ihre Plätze suchten, eilten die Schauspieler hin und her, Bühne, Boot und drumherum war ihr Aktionsfeld. Immer wieder erstarrten sie zu neuen, wunderschönen Gruppenbildern, bis es „richtig“ losging.

Ausnahmslos jeder gab Anlass zum Staunen durch ungeheure Präsenz. Als besonderes Beispiel seien die Göttinnen genannt, die über lange Strecken „nur“ auf ihren Galerieplätzen saßen und „nichts zu tun“ hatten. Doch wie sie da saßen! Allzeit aufmerksam am Geschehen teilhabend, kerzengrade sitzend.

Manche Reverenz an die Neuzeit hätte leicht ins Lächerlich-Unpassende entgleiten können, etwa wenn Orpheus „Blowing in the Wind“ anstimmt oder „We will rock you“. Doch auch dies war ganz und gar stimmig.

Besonders überzeugend gelangen alle Kampfszenen als kraftvolle Kontaktimprovisationen, ebenso wie der Pas de Deux von Medea und Iason oder die wilden Angriffe der Harpyen mit beängstigend geschwungenen Flügeln. Ausgesprochen einfallsreich waren auch Requisiten und vor allem Kostüme. So trugen die Drachendarsteller grell gelbe und grüne Strumpfhosen an Beinen und Händen.

Nein, es ist kaum fassbar, dass diese jungen Lehrer alle Amateure sind. Es ist zu hoffen, dass wenigstens einige von ihnen an den Schulen Gelegenheit haben, dort Theaterarbeit zu leisten.

Sabine von Bellersheim

Weitere Aufführungen im Gleis 1,

Meckenbeuren, am heutigen Samstag, sowie 9., 10. und 11. Juli, jeweils 20 Uhr.

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Schwäbische Zeitung vom 04.07.2009

Theaterpädagogischer Ausbildungskurs spielt „überWunden - Medea und die Reise der Argonauten“

„Gewalt von oben hat keine Scham“

MECKENBEUREN - Von den Argonauten hat man irgendwann in einem Sagenbuch gelesen, einige der Helden tauchen in Kreuzworträtseln auf. Das Spiel des 8. theaterpädagogischen Ausbildungskurses am Lehrerseminar in Meckenbeuren aber macht aus der antiken Sage über „Medea und die Reise der Argonauten" im Gleis 1 spannendes aktuelles Theater.

Von unserem Mitarbeiter Helmut Voith

Es geht um die Argonauten, um die Rückholung des Goldenen Vlieses, um Jason und Medea. Eine Vielzahl von Autoren hat den blutig endenden Konflikt zwischen Jason und Medea zum Anlass genommen, in einem Stück auch die Probleme der eigenen Zeit einzubringen. Die Fassung, die Jürgen Mack mit dem Ensemble erarbeitet hat, betont die archaische Schwere, die Wucht einer Tragödie, vor der es kein Entrinnen gibt. Sie fragt, wie eine große Liebe durch die Umstände zerstört wird und zeigt, dass Herrscher schon damals vor allem an einem interessiert waren: die eigene Macht zu erhalten. Politische Gegner werden nach Möglichkeit unauffällig beseitigt oder, wenn es anders nicht geht, mit scheinbarer Harmlosigkeit hereingelegt. Pech nur, wenn der Gegner schlauer ist oder durch wissende Berater aufgeklärt wird, so wie Jason. Wie konnte er auch König Pelias so direkt sagen, dass er die ihm zustehende Herrschaft beansprucht!

Herbe Medea ist echte Partnerin

Benjamin Frost spielt einen sehr menschlichen Jason, nie ist er hier eine gefährliche Kampfmaschine. Er ist ein Mensch mit Schwächen, der im entscheidenden Moment Fehler macht, zu lange zögert, zu Medea zu stehen, die ihm schließlich das Leben gerettet hat. In der von Mandy Bouchenafa überlegt gespielten herben Medea hat er eine echte Partnerin, die ernst genommen werden will. Anders als in der Sage tötet sie hier nicht selbst ihre Kinder, um sich an ihrem Mann zu rächen.

Die beiden sind so ins Ensemble integriert, dass keiner an den Rand gespielt wird. Natürlich merkt man Unterschiede in der schauspielerischen Leistung, doch hier geht es um das Ganze. Am Abschluss der theaterpädagogischen Ausbildung steht das gemeinsame Projekt. Das Schauspielerische ist nur eine Komponente – die angehenden Schultheaterleiter lernen auch, wie wesentlich die Choreographie ist. Hier leben dank der Choreographin Pia André ganze Szenen von spannenden Kämpfen, von stürmischen Ruderorgien, bei denen auch die Begleitmusik eine wichtige Rolle spielt.

Mitreißend: „We will rock you“

Herrlich, wie der Sänger Orpheus vorne am Bug steht und den Takt schlägt, wie er „We will rock you“ singt und die anderen mitreißt. Dramatisch der präzise choreographierte Kampf Jasons mit den wilden Stieren, erotisch seine getanzte Liebesbegegnung mit Medea. Ein besonderes Lob gilt der Körperarbeit. Ob jemand über Bord geht, ob er im Kampf fällt oder im Sturm in den Seilen hängt - bei so viel draufgängerischer Action ist man fast versucht, nach blauen Flecken zu spähen. Oder haben die Göttinnen davor bewahrt? Von ihrem erhöhten Sitz aus verfolgen und kommentieren Aphrodite, Athene und die hausfraulich bügelnde Hera das Geschehen, mischen sich bisweilen verkleidet unter die Irdischen. Bühnenbild (Schiffsbau Max Abels), Regie (Jürgen Mack und Nicole Pengler), Choreographie (Pia und Fé André), Musik und Licht (Leon und Marian Smolenski) machen die Aufführung zum Gesamtkunstwerk, das einen mitreißt und zugleich mitdenken lässt. Theater pur, nicht nur für Insider.

Bühnenbild, Regie, Choreographie, Musik und Licht machen die „Medea“ im Gleis 1 zum mitreißenden Gesamtkunstwerk.
Foto: Helmut Voith

Weitere Aufführungen von „Medea und die Reise der Argonauten“ im Kulturschuppen Gleis 1 sind am 4., 9., 10. und 11. Juli, jeweils um 20 Uhr; Schulaufführungen am 7. Juli um 10 und 15 Uhr und 9. Juli um 15 Uhr. Karten im Vorverkauf gibt es unter Telefon 0 75 42 / 47 11.

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Südkurier vom 07.05.2009

Meckenbeuren                                    

Lernen von Schweizern und Österreichern

Bereits zum dritten Mal begaben sich Pädagogen auf Bildungsreise, um innovative und erfolgreiche Schulen kennen zu lernen – dieses Mal in der Schweiz und in Vorarlberg. Die Gruppe setzte sich aus Ausbilderinnen und Ausbildern des Seminars für Didaktik und Lehrerbildung für Grund- und Hauptschulen Meckenbeuren sowie Schulleitungen und Lehrkräften aus der Region zusammen.


Über den eigenen pädagogischen Gartenzaun zu sehen und von erfolgreichen Schulen zu lernen war einmal mehr das Ziel von 15 Ausbilderinnen und Ausbildern aus Meckenbeuren und dem Seminarbezirk.

Foto: privat

 

Meckenbeuren – Im Kanton Thurgau wechseln nach einer sechsjährigen Grundschulzeit die Kinder in die Sekundarschule, die die Klassen 7 bis 9 umfasst. In dieser Schulstufe konnten die oberschwäbischen Pädagogen interessante Entwicklungen beobachten, denn die Schulen der Schweiz müssen sich auf Grund der gesellschaftlichen Veränderungen weiterentwickeln, so die offizielle Vorgabe der Schulbehörde. Die Schulentwicklung des Kantons Thurgau trägt mit der integrativen Oberstufe, die keine Trennung in Schularten vornimmt, den Forderungen der Gesellschaft Rechnung.

Was heißt das genau? Die kleine Sekundarschule in Alterswilen, an der nur rund 120 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden, stellt sich der zukunftsgerichteten Herausforderung durch einen konsequenten individualisierten Unterricht. Der Anspruch, unterschiedliche Förderung für unterschiedliche Begabungen zu bieten, wird hier in hohem Maße erfüllt. Rückläufige Schülerzahlen machten es erforderlich, ein flexibles Modell zu entwickeln, das ausgeglichene und akzeptable Klassengrößen bietet. Die Schülerinnen und Schüler werden dort nicht mehr in Jahrgangsklassen eingeteilt. Die Einteilung erfolgt in jahrgangsdurchmischte Lerngruppen. Die Lerngruppen bilden zusammen eine Gesamtklasse, die von zwei Lehrkräften betreut wird. Der Unterricht erfolgt in dieser Gesamtklasse vorwiegend individualisiert. Wie Schulleiter Christian Lutz zu berichten weiß, sind die Ergebnisse und Erfahrungen überaus ermutigend und eine Bestätigung diesen Weg weiter zu verfolgen.

„Nicht die Kinder sind für die Schule da, sondern die Schule ist für die Kinder da. Daraus folgt: Die Schule ist anspruchsvoll, interessant, vielfältig und flexibel. Sie orientiert sich am selbstständigen Lernen und organisiert sich entsprechend“, so das offizielle Statement das Departements für Erziehung und Kultur des Kantons Thurgau.

Dass diese Aussage auch für die Arbeitsweise der Schule in Bürglen bei Weinfelden in hohem Maße zutrifft, davon konnten sich die Bildungsreisenden überzeugen. Auch diese Schule unterteilt nicht in Schularten, sondern individualisiert den Lernprozess konsequent in sogenannten Lernateliers, in denen rund 60 Kinder in jahrgangshomogenen Gruppen von jeweils drei Lehrern und einem Heilpädagogen betreut werden.

Auch in Bürs in Vorarlberg, der dritten besuchten Schule, wird auf Individualisierung sowie eigenverantwortliches und kooperatives Lernen großer Wert gelegt.

Den eindrucksvollen Abschluss der Aufenthalts bildete der Besuch der Pädagogischen Hochschule St. Gallen. Hier wurden die in einem Forschungsprojekt neu entwickelten Unterrichtsmaterialien zur „Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung“ in der Sekundarstufe I für das 7. bis 9. Schuljahr vorgestellt und diskutiert. Auch das Seminar Meckenbeuren legt hierauf in der Ausbildung besonderen Wert und ist bestrebt, die Pädagogische Hochschule St. Gallen in das bestehende Netzwerk von Lehrerbildungseinrichtungen einzugliedern.

Alle mitgereisten Pädagogen konnten sich während der vier Tage davon überzeugen, wie durch ein gemeinsames Lernen bis zur 9. Klasse und durch einen konsequenten individualisierten Lernprozess das Lernen in überschaubaren, wohnortnahen Schulen erfolgreich gelingen kann.

Dies ist um so bemerkenswerter, da die Schulbeispiele aus der Schweiz zeigen, wie gelungene Schulentwicklung in einem Gebiet aussehen kann, das durchaus mit der oberschwäbischen Schullandschaft zu vergleichen ist, wie es in einer Pressemitteilung heißt.

 

 

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